Wildes westdeutsches Fernsehen
Viele erinnern sich noch sehr genau: schwarzweißes Bild, drei Kanäle. Fühlt sich aus heutiger Sicht an, als wäre es schon ein Jahrhundert her.
Tatsächlich flackern in Deutschland die farbigen Bilder aber erst seit 1967 und die Ausweitung der Fernsehkanäle durch Privatsender begann in den frühen 1980ern. Bei so einem schmalen Rundfunkprogramm kann man sich vorstellen, wie hoch die Rivalität der Inhalte war.
Das dürfte in der Spannung nicht allzu weit vom Wilden Westen entfernt gewesen sein.
David gegen Goliath
In den 70ern waren Wild-West-Filme und Western-Serien in Deutschland ganz hoch im Kurs. Bis heute wird die wohl berühmteste Western-Serie aller Zeiten »Bonanza« im Fernsehen wiederholt gezeigt. Damals war der Cartwright-Familienclan der Platzhirsch, gegen den sich nur wenige durchsetzen konnten. Doch »Laramie - Am Fuß der blauen Berge« ist genau eine dieser Serien, die es in die Kindheitserinnerungen vieler Menschen geschafft hat.

Seiner Zeit weit voraus. zu weit?
»Laramie: Am Fuß der blauen Berge« unterscheidet sich ganz radikal von anderen Serien, was Segen und Fluch zugleich war. Während in den allermeisten Erfolgsproduktionen Familien im Mittelpunkt stehen, ist die Sherman-Relaisstation eine WG — man könnte auch sagen Patchwork-Familie. Zusammengewürfelt aus verschiedensten Charakteren, die irgendwann irgendwie auf der Sherman-Ranch gestrandet sind.
In den USA war die Serie in den 60ern ein absoluter Kassenschlager. Hierzulande wurde »Laramie« erst rund zehn Jahre später von der ARD synchronisiert und gesendet. Doch auch dann schien unser »Good Old Germany« noch nicht so richtig bereit dafür. Ausgenommen die (weibliche) Jugend. Diese verhalf nämlich seinerzeit dem Schauspieler Robert Fuller zu einigen BRAVO-Titelseiten.

War das erfolgreich oder kann das weg?
Die Serie wurde nur einmalig ausgestrahlt und nie wiederholt, was Universal Studios damals als Flop verzeichnete. Diese Pleite hatte zur Folge, dass mangels (extrem teurem) Lagerungsplatz in Hollywood die Bänder der deutschen Synchronisationsfassung vernichtet wurden – in der Annahme, in Deutschland werde sich kein Sender mehr dafür interessieren.
Wenn sie doch nur hätten absehen können, welche digitale Revolution bevor stand.

Aus Hollywood über Japan nach HNYWOOD
Der Film- und Hörspielverlag PIDAX hat mit hohem Aufwand aus einer japanischen Version einen neuen Master für den deutschen Markt erstellt und diesen sogar auch noch bildlich verfeinert.
Für die deutsche Synchronfassung standen uns keine Synchron-Tonspuren zur Verfügung, sodass wir zuerst aus den Originaltönen in unserem Synchronstudio synchronisierfähige Fassungen herstellen mussten. Und auch das Klangbild sollte an die Zeit angepasst werden, damit die Synchronisation so authentisch klingt wie aus den 60ern.
Heraus kamen am Ende 18 neu synchroniserte Episoden auf insgesamt 6 DVDs und eine Menge überglücklicher Menschen, die ihre nostalgische Sehnsucht nach Slim & Jess endlich stillen konnten.
Für diese Produktion standen viele Sprecher/innen am Mikrofon.
Die wohl bekanntesten Stimmen waren Tommi Piper (Alf), Ekkehard Belle (Steven Seagal) und Hans-Georg Panczak (Star Wars: Luke Skywalker).
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Dialogbuch & Regie: Antonio Fernandez Lopez